Was uns bewegt ...
"Ich will beichten!" Das hat in meinen 21 Jahren als Pastor noch niemand mir gegenüber geäußert! Ja, mit meinem Freund spreche ich regelmäßig über das, was nicht gut lief. Und ich schuldig wurde an Gott und anderen Menschen. Wir beten dann auch füreinander und sprechen uns gegenseitig die Vergebung der Schuld zu. Aber wir gebrauchen dabei und dafür nicht das Wort "beichten". Woran das liegt? Es hat einen etwas seltsamen Beigeschmack. Genau darüber habe ich in meiner Predigt gesprochen. Dass das Quatsch ist! Und die Beichte eine so schöne Möglichkeit für jede und jeden ist, "erleichtert" und "befreit" weiterzuziehen. Hinter Jesus her.
Am vergangenen Sonntag hörte ich diese Bitte zum ersten Mal. Ein Gottesdienstbesucher hat sie mir gegenüber geäußert. Und ich freue mich immer noch darüber. Wir haben uns zusammengesetzt. Er hat gebeichtet, was er beichten wollte. Ich habe für ihn gebetet und ihm im Namen Gottes die Vergebung zugesprochen. Schlicht und ergreifend.
Haben wir dafür in unserer Gemeinde eine gute Kultur? Nutzen wir dieses Angebot mehr als nur punktuell? Machen wir als Gemeinde gute Erfahrungen damit? Auf alle drei Fragen hätte ich bis zum vergangenen Sonntag mit "eher nein" geantwortet.
Schade - und das wird nicht so bleiben! Im Vorfeld unserer Gemeindefreizeit Mitte März haben wir uns mit dem Thema "Buße & Beichte" beschäftigt. Hans-Jörg Ronsdorf hat am 12. Februar in unserem Gottesdienst darüber gepredigt. An der Gemeindefreizeit haben wir das Thema aufgenommen. Und am vergangenen Sonntag habe ich ebenfalls darüber gepredigt. Und zwei Personen kamen anschließend zu mir und haben gebeichtet. Ein weiterer Schritt hin zu einer guten und "erleichternden" Kultur in unserer Gemeinde. Ich freue mich sehr über diese Entwicklung.
Michael Bitzer, Pastor