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Gemeindeleben...

Wie kommt man in die Gemeindeleitung? von Hermann Stickroth

Diese Frage mag manchen von Euch bewegen. Das kann man bürokratisch betrachten, als sei es alleine eine Entscheidung gemäß der Berufungsordnung unserer Gemeinde. Richtig daran ist, dass man ohne Gang durch unsere Berufungsordnung nicht in die Gemeindeleitung kommt.

Man kann es auch technokratisch betrachten, als sei es der Karriereschritt eines altverdienten Gemeindemitglieds. Wer aber will entscheiden, ob solch ein Schritt verdient sei oder nicht? Richtig daran ist allein, dass ich schon sehr lange in die Gemeinde komme.

1981 habe ich mich bei einer Großveranstaltung der Evangelischen Allianz in Verbindung mit einem Ostertreff von Operation Mobilisation (OM) in Augsburg bekehrt. Dort hatte ich zum ersten Mal gehört, dass man mit diesem Gott, an den ich von klein auf geglaubt habe, eine persönliche Beziehung haben kann. Ich war katholisch getauft, aber meine Eltern waren konfessionell gemischt: Mutti katholisch, Vati evangelisch. Eingeladen hatten mich zwei Schulkameraden, die in die FeG gingen, daher landete ich anschließend in deren Jugendkreis. Seither zähle ich mich zur FeG Augsburg-Mitte, allerdings gab es damals hier erst eine einzige „FeG Augsburg“.

Ich lernte noch die Gemeinderäume in der Gögginger Straße kennen, in der 1972 unsere Gemeinde gegründet worden war. So um diese Zeit sah ich auch das erste Mal den Ulrichstadel, weil mein Großvater mich hier vorbeiführte. Damals schon diese Ruine, die ihr auf alten Bildern im Durchgang zum Neubau „bewundern“ könnt. Mitte der 1980er Jahre stand ich inmitten dieser Ruine beim Schutt rausfahren, Putzabklopfen und Balkenschrubben. Besonders gerne erinnere ich mich an das Dachdecken mit diesen schönen roten Biberschwanzziegeln; die Gaube über der Treppe war mein „Gesellenstück“. 1985 zogen wir in den Stadel um.

1983 begann auch mein Studium zum Biologen. Besonders die Zeit in Bayreuth (1985-1995) brachte mir wertvolle Erfahrungen: In unserer christlichen Studentengruppe erlebten wir geistliche Gemeinschaft über das ganze Spektrum von Christen, katholisch bis charismatisch.

Bereits ab 1991 arbeitete ich jedoch in meiner Augsburger Heimatgemeinde im Jugendkreis mit und schaukelte mit meiner Ente wenigstens jede zweite Woche hin und zurück, von 1994 bis 1997 als deren Leiter (in einem Zweierteam). 1997 wechselte ich als Lobpreisleiter in die Gottesdienste. 2011 wurde ich in das Diakonat Gottesdienst berufen, wo ich bis heute für Musik zuständig bin.

1995 heiratete ich meine Andrea und bekam von ihr im Laufe der Jahre drei prächtige Jungs. In diese Zeit fielen auch Arbeitslosigkeit und die schwere Krankheit meiner Frau. Mit der Hilfe Gottes und auch der vieler Geschwister haben wir diese Zeit bestanden. Aus den Jungs sind junge Männer geworden. Auch in meiner jetzigen Tätigkeit als freiberuflicher Biologe erlebe ich anhaltend Gottes Gnade und Fürsorge.

Trotz mancher Täler und tiefer Schmerzen, durch die ich auch als Mitarbeiter wie Mitglied unserer Gemeinde gegangen bin, hat Gott mir in nunmehr über 40 Jahren Gemeindezugehörigkeit nicht erlaubt, in eine andere Gemeinde zu wechseln. Etwa 2021 vernahm ich erstmals Gottes Ruf, „neues Land einzunehmen“. Ich habe Gott um klare Weisung gebeten. Nachdem er einen anderen Weg versperrt hatte, hörte ich im Herbst 2022 durch eine Predigt mit dem Thema „neues Land einnehmen“ – hatte ich das nicht schon einmal gehört? – erneut Gottes Ruf. Dabei gewann ich den Eindruck, dass Gott mich in der Gemeindeleitung haben möchte. Deshalb habe ich mich um dieses Amt beworben. Es ist mir Ehre und Verantwortung, dass die Gemeinde meine Bewerbung angenommen und mich im Frühjahr dieses Jahres durch die Gemeindeversammlung berufen hat.

Ich teile die Vision unserer Gemeinde als Platz, an dem geistliches Wachstum geschehen möge, und glaube auf diesem Weg einen Beitrag leisten zu können und zu sollen. In meiner Ohnmacht habe ich Gottes Kraft erlebt, in meinem Schmerz seine heilende Hand. Ich erlebe, wie er durch seinen Geist zu mir spricht. Von Gott möchte ich alles erwarten. Er ist es, der Wachstum schenkt. Er ist es aber auch, der um unser Herz und unser Vertrauen wirbt. Mit Gott möchte auch ich darum werben: Mach dich von Gott komplett abhängig.